Müssen Städter künftig mehr für ihre Krankenversicherung zahlen?
Der Streit um die gesetzliche Krankenversicherung hält an. Es geht um die Finanzierung und Experten planen hier radikale Neuerungen. So sollen sich die Beiträge für die Krankenkassen sich in Zukunft an den Wohnorten orientieren. Wer in der Stadt wohnt, soll mehr zahlen als derjenige, der in einer ländlichen Region Deutschland zu Hause ist.
Ein umstrittenes Gutachten
Gesundheitsexperten haben ein Gutachten erstellt und es jetzt dem Bundesgesundheitsministerium vorgestellt. In diesem Gutachten ist unter anderem auch von einer „Zielgenauigkeit der Mittelvergabe“ die Rede, insgesamt ist von einer jährlichen Summe von 230 Milliarden Euro. Die Experten schlagen vor, die Höhe der Beiträge in der gesetzlichen Krankenkasse zu ändern. Die Beiträge sollten in Zukunft nach den regionalen Kosten für die Gesundheit berechnet werden. Diese Kosten sind in der Stadt deutlich höher als auf dem Land. Faktisch müssten alle, die gesetzlich krankenversichert sind und in der Stadt wohnen, höhere Beiträge zahlen.
Wer muss welchen Beitrag zahlen?
Die Beiträge für die Krankenkasse sind bundes-/landesweit festgelegt. Wie hoch die Beiträge künftig für die Stadt- und die Landbewohner sind, dazu sagt das Gutachten allerdings nichts. Wenn es einen regionalen Unterschied gibt, indem das bisherige System abgeschafft wird, dann konzentriert sich alles auf diejenigen, die gesund sind. Kranke Menschen, vor allem chronisch Kranke sind dann eine Art Risiko und das gilt es aus Sicht der Krankenkasse nach Möglichkeit zu vermeiden.
Was ist ein Risikoausgleich?
Die Risiken, die durch chronisch Kranke entstehen, sollten nach Meinung der Gesundheitsexperten einen Zuschlag von der Kasse bekommen. Dabei handelt es sich um einen sogenannten „Risikoausgleich“, der das neue System gerechter machen soll. Kritiker sehen den Vorschlag jedoch mit großer Sorge, da Menschen, die in einer großen Stadt leben, erwiesenermaßen nicht kränker sind als Menschen, die auf dem Land wohnen. Chronische Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes gibt es bundesweit. Nach einer neuen Regelung sind Diabeteskranke auf dem Land bei der Krankenversicherung in Zukunft aber finanziell schlechter gestellt als Kranke, die in der Stadt leben. Das neue System wird die Schere zwischen Arm und Reich nur noch mehr auseinandertreiben und die Versicherten zahlen noch mehr aus eigener Tasche, wenn sie eine vernünftige Behandlung möchten. Nach Meinung der Kritiker kann das nicht der Sinn einer gesetzlichen Krankenversicherung sein.
Um Kosten im Gesundheitswesen zu sparen, trägt die Idee, eine Bevölkerungsgruppe stärker zur Kasse zu bitten als die andere, sicherlich nicht zum sozialen Frieden bei.
Bild: @ depositphotos.com / lucidwaters
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