Privatrenten werden gekürzt – so reagieren Versicherer auf die Zinsflaute

Die Europäische Zentralbank wird die Zinsen in naher Zukunft wohl nicht erhöhen und da die Erträge der Unternehmen durch die andauernde immer mehr gedrückt werden, gehen die ersten dazu über, die laufenden Renten zu kürzen. Diese Aktionen sind ein „Fanal“ für die Branche, denn sie nehmen den Rentenpolicen die Attraktivität und die büßen etwas ein, was für ihr Geschäft überlebenswichtig ist, die Verlässlichkeit.

Kein Einzelfall

Als die Münchner Generali, ein Unternehmen, das zur italienischen Generali-Gruppe gehört, im Juli dieses Jahres ankündigte, die privaten Renten zu kappen, war die Aufregung groß. Betroffen sind vor allem Kunden mit Verträgen in der Auszahlungsphase und einem Garantiezins von 1,75 %, denn sie erhalten jetzt keine Überschussbeteiligung mehr, laut der sind es 27.600 Verträge. Die Münchner Generali ist aber nicht mehr die einzige Versicherung, die ihren Kunden die Renten drastisch gekürzt hat. Die meisten haben gegenüber der Zeitschrift „Capital“ eingeräumt, dass sie ebenfalls Rentenbezüge gekürzt haben. Zu den Unternehmen gehören unter anderem die AachenMünchener, die Alte Leipziger, die AXA, die Debeka, die Nürnberger, die Württembergische und auch die Ergo.

Eine Signalwirkung für die ganze Branche

Auch zwei große Versicherungen haben den Rentenfaktor gesenkt, denn sowohl die Zurich als auch die Allianz müssen sich den geänderten Bedingungen auf dem Kapitalmarkt anpassen. Alleine bei diesen beiden Versicherern sind 700.000 Kunden von den Kürzungen betroffen, und zwar alle diejenigen, die zwischen 2001 und 2011 eine Fondspolice oder eine sogenannte “IndexSelect-Versicherung” abgeschlossen haben. Dass zwei der großen Versicherungen diesen Weg gehen, hat für eine Signalwirkung in der Branche gesorgt, denn bei den kapitalmarktnahen Versicherungen bekommen die Kunden schmerzlich zu spüren, was es heißt, mit extrem niedrigen Zinsen zu leben.

Wo investieren die Versicherungen besonders gern?

Um den Niedrigzinsen zu entgehen, müssen sich die Lebensversicherer etwa einfallen lassen. Immer öfter fällt die Wahl dabei auf Spezialfonds, die noch eine sichere Rendite versprechen. Wurden im Jahre 2012 knapp 275 Milliarden Euro in diese Kapitalanlagen investiert, so waren es vier Jahre später bereits knapp 456 Milliarden Euro, und das bedeutet einen Anstieg um 65 %. In immer mehr Portfolios dominieren spezielle Investmentfonds und nur drei Prozent der Versicherer setzt auf sogenannte Publikumsfonds. Versicherungen, die ihren Kunden mehr als nur den garantierten Gewinn bieten wollen, sind heute deutlich öfter bereit, Risiken einzugehen, als das noch vor einigen Jahren der Fall war.

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Ulrike