Restschuldversicherung – sinnvoll oder einfach nur teuer?

Die Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank hat den Kredit wieder attraktiv gemacht. Viele Verbraucher sind seither in Kauflaune und leisten sich Dinge, die sie sich normalerweise nicht leisten könnten. Mit der Kauflaune steigt aber auch das Risiko der Überschuldung, vor allem, wenn es um Kredite mit hohen Summen geht. Damit die Banken am Ende nicht auf ihr Geld verzichten müssen, wenn der nicht mehr zahlen kann, gibt es die sogenannte . Sie soll die Banken vor einem Totalausfall schützen und den Kreditnehmern ein sicheres Gefühl vermitteln. Aber wie sinnvoll ist eine Restschuldversicherung?

Ein teures Zusatzprodukt

Wer bei einer Bank einen Kredit beantragt, dem wird vielfach auch eine Restschuldversicherung angeboten. Vor allem bei teuren Krediten, wie beispielsweise einem Immobilienkredit, wird durch diese sichergestellt, dass die Bank auch ihr Geld bekommt. Kann der Kreditnehmer die Raten für seinen Kredit nicht mehr pünktlich bezahlen, weil er vielleicht krank oder arbeitslos ist, dann springt die Versicherung ein und übernimmt die restliche Kreditschuld. Auf den ersten Blick sieht eine Restschuldversicherung sehr vernünftig und sinnvoll aus, aber auf den zweiten Blick entpuppt sie sich meist als ein teures Zusatzprodukt, das die Kreditsumme nach oben treibt. Nicht nur in sind Restschuldversicherungen umstritten, in Großbritannien sorgen diese immer wieder für heftige Diskussionen.

Sehr umstritten

Auch in Großbritannien haben sich die Menschen von billigen Krediten blenden lassen und viel gebaut. Da die Mieten vor allem in den großen Städten wie London oder Manchester mittlerweile für viele unbezahlbar sind, stieg die Nachfrage nach günstigem Baugeld von der Bank. Anders als in Deutschland wurden in England sehr viele Restschuldversicherungen verkauft, die heute die Gerichte beschäftigen. Immer wieder kam es zu Beschwerden, mit denen sich die Gerichte beschäftigen mussten. Vielfach gewannen die Kreditnehmer und die Banken mussten die gezahlten Prämien für die Restschuldversicherung erstatten. Insgesamt, so schätzt die britische Finanzaufsichtsbehörde, haben seit dem Jahr 2011 Kreditnehmer rund 26 Milliarden britische Pfund (rund 30 Milliarden Euro) als Entschädigungen bekommen. Auch in Deutschland sorgt die Restschuldversicherung immer wieder für Kritik. Die BaFin, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, warnt immer wieder vor der Versicherung, da es keine Standarisierung gibt.

Die Banken müssen informieren

Nicht nur die BaFin mahnt die Banken, wenn es um die Restschuldversicherung geht, auch die EU hat sich mit dem Thema befasst. Mittlerweile gibt es eine europäische Richtlinie, die die Banken dazu verpflichtet, wenn sie eine Restschuldversicherung anbieten, die Kunden besser zu informieren. Ob sich diese neue Richtlinie allerdings bewährt, ist noch vollkommen offen, denn das Gesetz tritt offiziell erst im Februar des nächsten Jahres in Kraft. Was sowohl die BaFin als auch die EU bemängeln, sind jedoch nicht nur die fehlenden Informationen, sondern auch die Kosten, die eine Restschuldversicherung verursacht. Das Produkt ist schlicht und einfach viel zu teuer. Leider lassen sich die Kosten nicht pauschal beziffern, denn jede Bank hat eigene Maßstäbe. Es gibt keinen festen Prozentsatz und auch keine griffige Formel, mit der jeder die Kosten selbst ausrechnen kann. Die Banken begründen das mit dem individuellen Einzelfall, denn jeder Kunde setzt andere Prioritäten.

Vorteile nur für den Kreditgeber

Nicht selten müssen die Kreditnehmer einen Zuschlag von 15 bis 17 Prozent auf die Kreditsumme zahlen, wenn sie sich für den Fall absichern möchten, dass sie die Raten nicht mehr zahlen können. Die Vorteile der Restschuldversicherung hat nur der Kreditgeber, der an den Zuschlägen gut verdient. Zudem erhält der Kreditgeber eine Provision und er senkt durch die Versicherung auch das Ausfallrisiko. Aber nicht nur die Aufschläge sind sehr teuer, bei den Provisionen sind 30 Prozent oder mehr keine Seltenheit. Der mit Abstand teuerste Tarif für die Restschuldversicherung belief sich nach Auskunft der BaFin auf sagenhafte 85 Prozent. Für den Kreditgeber sind die Vorteile hingegen überschaubar. Viele Banken zahlen oftmals nur für einen sehr begrenzten Zeitraum und es gibt jede Menge Ausschlusskriterien. In der Folge geht der Kreditnehmer oft leer aus. Zu den Ausschlusskriterien gehören unter anderem:

  • Nur die ersten zwölf Monate sind bei Arbeitslosigkeit
  • Wird der Kunde arbeitslos, dann gibt es eine Wartezeit von einem halben Jahr und eine Karenzzeit von nochmals drei Monaten.
  • Die Versicherung zahlt nicht bei Erkrankungen der Wirbelsäule oder bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei Krebs oder bei chronischen Krankheiten.

Fazit

Wer sich bei einem Kredit absichern möchte, sollte das mit einer Risikolebensversicherung tun, denn die ist deutlich günstiger als eine Restschuldversicherung.

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