US-Lebensversicherer drängen auf den deutschen Markt
Um die Lebensversicherung steht es nicht zum Besten. Einst war sie das gehätschelte Lieblingskind der deutschen Sparer neben dem klassischen Sparbuch, jetzt hat ihre Attraktivität jedoch stark nachgelassen. Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank hat der Lebensversicherung den Todesstoß versetzt und es sind die hoch verzinsten alten Verträge, die den Versicherungen besonders stark zu schaffen machen und die immer mehr zu einer großen Belastung werden. Diesen Umstand will sich jetzt ein Versicherer aus den USA zunutze machen und ganz groß auf dem deutschen Markt einsteigen.
Ein ehrgeiziges Ziel
Athene steht auf der Liste der größten Lebensversicherungen in den USA auf Platz sieben, aber das Unternehmen hat Großes vor, sie wollen mittelfristig zur Nummer eins in Amerika werden. Die Versicherung hat sich auf die Konsolidierung von Lebensversicherung spezialisiert und will vor allem in Deutschland groß herauskommen. Aus diesem Grund werden gleich eine Reihe von Transaktionen angestrebt und das nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Die dafür notwendigen finanziellen Mittel hat das Unternehmen offenbar, gerade kamen wieder 2,2 Milliarden an frischem Geld dazu.
Alles neu
Es klingt ein bisschen so, als hätte Athene die Lebensversicherung gerade neu erfunden. Seinen großen strategischen Vorteil sieht das amerikanische Unternehmen mit seiner deutschen Niederlassung im hessischen Wiesbaden darin, dass man sich anders als die deutschen Anbieter nur auf das Wesentliche konzentriert. Athene braucht keinen teuren Vertrieb und keine noch teurere Entwicklung von neuen Produkten, auch schleppt das Unternehmen keine veraltete IT nicht mit sich herum. Wenn es um die beste Strategie geht, hat man bei Athene jedoch einen festen Plan und Deutschland spielt dabei eine zentrale Rolle. Es werden bereits erste Gespräche mit deutschen Versicherungen geführt, aber da die Verhandlungen sehr komplex sind, ist es fraglich, ob in diesem Jahr noch ein Deal zustande kommt.
Lange Zeit ein Tabu
Die niedrigen Zinsen haben die Versicherungsbranche in Deutschland zum Umdenken und zum Handeln gezwungen. Was lange ein Tabu war, wird nun Realität, nämlich der Run-off von Lebensversicherungen. Bislang gibt es jedoch nur wenige Versicherungsgesellschaften, die ihre Bestände an Lebensversicherungen in einen Run-off geschickt haben. Es gibt aber auch andere Meldungen, zum Beispiel vom italienischen Versicherer Generali, der angeblich die amerikanische Investment Bank Morgan Stanley damit beauftragt haben soll, den Verkauf der deutschen Tochtergesellschaft in die Wege zu leiten. Experten gehen davon aus, dass jede zweite Versicherung in Deutschland versuchen wird, die Altverträge loszuwerden.
Bild: © Depositphotos.com / AndreyPopov
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