Riester-Rente: Sparer lassen Milliarden Fördergelder ungenutzt

Wie aus einem Bericht der “Süddeutschen Zeitung” hervorgeht, lassen sich Millionen Deutsche die staatlichen Zuschüsse für die Riester-Rente teilweise oder sogar komplett entgehen und verschenken damit Milliarden Euros. Die Zeitung bezieht sich dabei auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken, nach der 2009 über 9,6 Millionen geförderte Riester-Sparer mit einer Grundzulage registriert wurden. Tatsächlich existieren aber 13,25 Millionen Riester-Verträge, mit anderen Worten: Über 3 Millionen Personen haben die staatliche Zulage 2009 überhaupt nicht beantragt.

Von den Riester-Sparern, die eine Zulage beantragt haben, haben der Bundesregierung zufolge nur 5,4 Millionen die volle Förderung erhalten, die übrigen haben nicht einmal 50% der Zulage ausgeschöpft. Etwas besser sieht es bei den 3,7 Millionen Sparern aus, die auch eine Kinderzulage erhalten. Von ihnen haben etwa 2,6 Millionen Sparer haben 2009 die Zulage beantragt, allerdings auch gut 400.000 weniger als 50% bekommen. Laut Bundesregierung haben schon 2010 etwa 18,5% der Riester-Verträge geruht, das sind wieder mehr als das Jahr zuvor (15%). Für die Linken-Abgeordnete Yvonne Ploetz sind diese Zahlen eine Bestätigung dafür, dass die Pläne der Bundesregierung “zur Vermeidung von Altersarmut nur heiße Luft sind”.

Um die staatliche Förderung zu erhalten, müssen die Riester-Sparer innerhalb von zwei Jahren die Zulagen zu beantragen. Der volle Zuschuss beträgt pro Jahr 154 Euro Grundzulage und die Kinderzulage 185 Euro bzw. 300 Euro für jedes Kind, das 2008 oder später geboren wurde. Er wird an Riester-Sparer ausgezahlt, die 4% ihres sozialversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommen (abzüglich der staatlichen Zulagen) in den Riester-Vertrag investiert haben. Ist die Einzahlung niedriger, sinkt auch der staatliche Zuschuss.

Experten und Verbraucherschützer sehen die Komplexität der Riester-Rente als Hauptgrund für die fehlende Beantragung der Zulagen. Finanzexperte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erklärte gegenüber der “Süddeutschen Zeitung”, dass viele Riester-Sparer überfordert seien und wenig Interesse an einer dauernden Beschäftigung mit ihren Verträgen haben. Außerdem fällt Nauhauser zufolge auf, dass sich viele Vermittler vorrangig um Vertragsabschlüsse kümmern, um die Provision zu erhalten, aber eine Beratung der Bestandskunden nur selten durchführen, weil diese nicht lukrativ sei.

Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) findet es “bedauerlich, aber vermeidbar”, dass Riester-Sparer Milliarden an Zulagen verschenken. Ein GDV-Sprecher weist in der “Süddeutschen Zeitung” darauf hin, dass jeder Riester-Sparer “gleich zu Beginn des Vertrages einen Dauerzulagenantrag zu stellen”. Es sei jedoch wichtig, regelmäßig die Angaben zu prüfen und falls es bedeutende Veränderungen gibt, diese auch der Versicherung mitzuteilen.

Die Riester-Rente wurde 2002 eingeführt und sollte dazu beitragen, die Versorgungslücke zu schließen, die durch die Senkung des Rentenniveaus von 50% auf 43% entstanden ist. Dies kann jedoch nur dann erreicht werden, wenn die volle Förderung ausgeschöpft wird.