Die bösen Privatversicherten

Liest man sich die Kommentare unter Artikel über den Wechsel von Privater in die gesetzliche Krankenkasse durch, trifft man auf viel Wut. Sozialschmarotzer werden diese Leute genannt, Egoisten und vieles mehr. Eine Frau schreibt, der Wechsel ist so, als kaufe man billig Lagerflächen und regt sich auf, wenn es durchregnet. Denn, so wird argumentiert, haben diese Menschen Geld, wollen Sie Abstand durch Wohlstand, doch wird das Portemonnaie plötzlich wieder schmaler, besinnen sich die Privaten wieder auf den Sozialstaat.

Ganz so viel Böses sollte man diesen Menschen wohl nicht unterstellen. Die gesetzlichen Krankenkassen heißen alle willkommen. So bemerkte selbst der Verbandssprecher Florian Lanz dass es sich wohl herumgesprochen habe, dass das schöne Werbebild der „PKV“ nicht der Realität entspricht. Auch der Spiegel berichtete erst kürzlich, dass die Anfragen von Privatversicherten, in eine Gesetzliche zu wechseln, sich enorm erhöht haben. Die Privaten allerdings behaupten vehement, dass die Attraktivität ihrer Versicherungsangebote weiterhin hoch im Kurs stehen, Zahlen allerdings sprechen gegen diese Aussage. So wechselten im vergangenen Jahr rund 27.600 zur Barmer GEK.

Der Gesetzgeber will natürlich verhindern, dass sich junge Menschen billig privat versichern und später, wenn die Beiträge stark anziehen, in die Gesetzliche gehen, weil sie sich somit an der Solidargemeinschaft bereichern.

Dass ein junger Mensch, der eventuell in späteren Jahren mehr als das dreifache für seine private Versicherung hinlegen muss, diese finanzielle Bürde vielleicht einfach nicht mehr tragen kann, ist wohl verständlich. Wenige Privatversicherte dürften diesen Weg einschlagen, weil sie sich am Sozialstaat bereichern wollen. Die Tricks für einen Wechsel liegen allerdings in einer Grauzone, doch ist es zu einfach, den Versicherten die Schuld zuzusprechen. So ist es Aufgabe des Staates, ein gutes und faires Versicherungssystem zu schaffen.

Es ist absolut legal, sich privat zu versichern, und auch, richtig angestellt, wieder zurück in die gesetzliche Versicherung zu wechseln, sofern möglich. Das Feindbild des privat Versicherten ist überzogen und schwarz/weiß, hier wird ein Stempel aufgedrückt, der der Sache nicht gerecht wird. Bild: © Christiane Heuser / PIXELIO