Private Krankenversicherungen prüfen strenger als gesetzliche Krankenkassen

Immer häufiger werden die Rechnungen von Privatversicherten, die sie ihrer Privaten Krankenversicherung (PKV) einreichen, nicht im vollen Umfang anerkannt und auch dementsprechend nicht übernommen. Bei der Allianz wird derzeit jede 11. Rechnung korrigiert und die DKV konnte durch ihre Überprüfungen im vergangenen Jahr 2006 einen Gesamtbetrag von 100 Millionen Euro streichen, den sie nicht auszahlten. Wie hoch die Zahlen der anderen Anbieter sind, ist nicht bekannt, aber Experten schätzen, dass es bei fast allen Gesellschaften ein strenges Leistungsmanagement gibt.
Birgit Schröder, Rechtsanwältin aus Hamburg, bestätigt, dass sich PKV immer häufiger weigern, die medizinisch notwendigen Behandlungen ihrer Versicherten zu übernehmen und dass bei dieser Entscheidung nicht immer ein medizinischer Sachverständiger zu Rate gezogen werde. Im Gegenteil, in vielen Fällen werden die eingehenden Rechnungen elektronisch erfasst und nach gespeicherten Richtlinien durchforstet, um Posten zu finden, die von der Versicherung nicht übernommen werden müssen. Peter Schramm, Aktuar und öffentlich bestellter Sachverständiger für Versicherungsmathematik der privaten Krankenversicherung (PKV), wundert es nicht, dass mit einem solchen Verfahren teilweise fragwürdige Ergebnisse entstehen.

Ein Beispiel für ein solch fragwürdiges Ergebnis ist der Fall eines Privatpatienten aus Berlin, der wegen einer Störung der Nebenschilddrüse operiert werden musste, um langfristige Schäden wie Osteoporose oder Knochenschäden zu verhindern. Von der Rechnung über 1795 Euro übernahm die Versicherung nur 449 Euro und begründete ihre Entscheidung damit, dass der operierende Arzt die gleiche Leistung (Freilegen und Untersuchen der Nebenschilddrüse) viermal abgerechnet hätte. Das hat er in der Tat, denn er versorgte alle vier Nebenschilddrüsen des Patienten operativ. Auch auf Nachfrage und Erklärungen des Patienten blieb die Versicherung bei ihrer Weigerung und erst nach einem Jahr, in dem sich unzählige Briefwechsel mit dem Fall beschäftigten, lenkte die Versicherung ein und zahlte den vollen Betrag.