Kamera ab, Ton läuft – die Filmversicherungen sind die wahren Filmhelden

Seit dem 15. Februar ist Berlin wieder die internationale Hauptstadt des Films. Noch bis zum 25. Februar zeigen sich die Stars und Sternchen auch bei eisigen Temperaturen auf dem roten Teppich der Berlinale. Die Schauspieler hoffen, dass ihr beim Publikum gut ankommt und jeder möchte gerne mit einem goldenen Bären nach Hause gehen. Die eigentlichen Stars sind auf dem roten Teppich und in den Kinosälen jedoch unsichtbar: Die Filmversicherungen, ohne die kein Drehbuch zu einem abendfüllenden Film wird.

Streit gibt es immer

Der amerikanische Ingenieur Edward A. Murphy prägte den Spruch: „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“. Auf keine andere Branche trifft das so zu, wie auf die Filmbranche. Filmversicherungen wie XL Catlin, die Allianz oder Hiscox müssen immer wieder zahlen, wenn ein Hurrikan das komplette Filmset verwüstet, wie das beim Blockbuster „Troja“ der Fall war. Schauspieler sind ebenfalls ein unberechenbarer Posten für alle Filmversicherungen, denn sie übernehmen die Stunts am liebsten selbst und landen dann verletzt im Krankenhaus. So geschehen bei einem Film der erfolgreichen Mission-Impossible-Reihe. Hauptdarsteller Tom Cruise musste unter allen Umständen einen Stunt selbst ausführen und verletzte sich am Fuß. Als er anschließend noch an die Außenfassade des Burj Khalifa in Dubai wollte, reichte es den , sie sprangen ab. Streit mit den Stars und den Regisseuren sind vorprogrammiert, die Filmversicherungen brauchen da starke Nerven.

Stuntmen – immer gut versichert

Es gibt Schauspieler, die sind ein wahrer Albtraum für alle Filmversicherer. Zu diesen Schauspielern gehört der Hongkong-Chinese Jackie Chan, der schon einige Versicherungen verschließen hat. 18 Mal hat sich der beliebte Darsteller schon gefährlich verletzt, weil er eine Szene nicht einem erfahrenen Stuntmen überlassen wollte. Für die Filmversicherungen ist es einfacher, wenn ein Stuntmen die gefährlichen Szenen übernimmt, denn er ist über die sogenannte Employers-Liability-Police abgesichert. Diese besondere Form der für bietet einen standardmäßigen Schutz, der Schäden bis zu einer Summe von sechs Millionen Euro absichert. Bei Bedarf ist es außerdem möglich, den Schutz zu erhöhen. Kommt dann ein Star mit dem exzentrischen Wunsch, gefährliche Einstellungen selbst zu drehen, rutscht die ganze Produktion in die finanzielle Gefahrenzone.

Teure Werbefilme

Eine besondere Filmversicherung befasst sich nur mit den Dingen, die beim Dreh eines Werbefilms schief gehen können. Wenn beim Drehen in den Bergen für eine Autofirma plötzlich der Himmel seine Schleusen öffnet und starker Regen für eine Schlammlawine sorgt, in deren Folge das neue zu Bruch geht, dann ist das ein Fall für eine spezielle Vollkaskoversicherung. Kameraausrüstungen für Werbefilme, wie sie Profis benutzen, sind sehr teuer. Fällt beim Drehen eine solche Kamera ins Wasser, übernimmt die Filmapparateversicherung den Schaden und sorgt für Ersatz. Sollte ein unachtsamer Statist ein Glas Rotwein auf einen schneeweißen teuren Teppich fallen lassen, ist die sogenannte Produktionshaftpflichtversicherung für den entstandenen Schaden zuständig. Möglich ist es zudem, das komplette Produktionsbüro über eine Police zu versichern. Wem das zu teuer ist, der versichert einfach nur einzelne, besonders kostbare Requisiten oder auch die Produktionskasse.

Es geht immer etwas schief

Was den Filmversicherungen sehr zu schaffen macht, das sind die Medienhaftpflicht-Schäden, die beispielsweise immer dann entstehen, wenn ein Film in einer privaten Wohnung oder einem Privathaus gedreht wird. Zerkratzt ein schwerer Scheinwerfer den kostbaren Parkettboden, dann zahlt die Medienhaftpflicht-. Das gilt auch, wenn die Produktionsfirma in einem Schloss dreht, das unter Denkmalschutz steht und der zu heiße Scheinwerfer die Vorhänge in Brand setzt. Diese Filmversicherung müsste selbst dann für den Schaden aufkommen, wenn bei einem solchen Brand das ganze Schloss in Schutt und Asche gelegt wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass beim Dreh eines Films etwas schief geht, ist sehr . Das mag daran liegen, dass auch bei einer guten Planung beim Dreh zu einem Film doch vieles improvisiert wird und da kann viel schiefgehen. Geschätzt kommt es in knapp 400 Produktionen zu einem schweren Versicherungsfall. Natürlich geht der Schaden nicht immer in die Millionen, wie das der Fall ist, wenn der Hauptdarsteller plötzlich ausfällt.

Die größten Risiken

Nichts fürchten Filmversicherungen und Produktionsfirmen mehr als und Krankheiten. Verzögerungen beim Drehen oder was noch schlimmer ist, ausgefallene Drehtage, kosten richtig viel Geld. So kann ein Drehtag, der nachgeholt werden muss, je nach Aufwand schon mal 80.000 Euro oder mehr kosten. Ganz ähnlich hohe Summen sind auch fällig, wenn es zu Schäden am Datenmaterial kommt oder wenn die Daten ganz verschwinden. Helfen kann in diesen Fällen eine Completion Bond oder eine Fertigstellungsgarantie, die über dieses Malheur hinweg hilft. Bei großen, teuren, internationalen Filmen sind diese Policen daher eine Selbstverständlichkeit. Die Filmversicherungen überlassen aber nichts dem Zufall, sie wollen alles ganz genau wissen. Mitarbeiter der jeweiligen Versicherung besuchen daher den Drehort und studieren das Drehbuch. Wenn etwas zu riskant erscheint, dann kann es passieren, dass es aus dem Drehbuch gestrichen wird. Meist setzen sich die Versicherung und die Produktionsfirma an einen Tisch und besprechen den Dreh in allen Einzelheiten.

Eine harte Prüfung für die Schauspieler

Die meisten Produktionsfirmen müssen vor Beginn der Dreharbeiten ausführliche Fragebögen für die Versicherung ausfüllen. Für die Schauspieler hingegen kommt es besonders hart. Sie müssen der Versicherung eine Selbstauskunft über ihre liefern, denn das verlangt die Film-Ausfall-Versicherung. Nimmt ein Schauspieler Drogen oder trinkt er übermäßig viel Alkohol? Leidet er unter Diabetes oder hat er eine Allergie? Es sind sehr intime Fragen, wie die Frage nach einer HIV-Infektion, die jeder Schauspieler vor einem Dreh wahrheitsgemäß beantworten muss. Verschweigt ein Mime etwas oder sagt er die Unwahrheit, dann kann das für ihn sehr teure Folgen haben. Passiert ein , vielleicht weil der Hauptdarsteller betrunken war, dann übernimmt die Versicherung zwar die Deckung der Kosten, aber sie holt sich das Geld vom Schauspieler wieder.

Fazit

Die Zuschauer bewundern die Stars auf dem roten Teppich in Berlin oder im Kino, aber kaum ein Zuschauer weiß, was für ein kompaktes Gebilde ein Film ist. Ein Film ist nur so erfolgreich wie die Versicherung, die ihn absichert. Zwar will jeder Produzent, der einen großen Film finanziert, das alles gut geht, aber ohne die entsprechenden Filmversicherungen kommt keiner aus. Die Filmversicherungen sind die Absicherung, dass die Fans einen tollen Film genießen können.

Bild: @ depositphotos.com / matusciac

Ulrike