Acht Aussagen über die PKV und welche tatsächlich stimmen

Im kommenden Jahr erhöhen viele der privaten Krankenversicherungen ihre Prämien, teilweise um bis zu zehn Prozent. Millionen Deutsche, die privat versichert sind, haben von ihrer PKV Post bekommen, in der von drastischen Prämienerhöhungen die Rede ist. 27 Prozent aller Tarife sind zum Beispiel bei AXA betroffen und auf die Versicherten kommen hier Erhöhungen von bis zu 38 Prozent zu. Wer sich privat krankenversichern möchte, der sollte sich genau über die PKV informieren, denn es gibt einige Irrtümer und Aussagen über diese Form der Krankenversicherung.

1. Die Prämien der PKV sind niedriger als die der GKV

Diese Aussage stimmt, aber nur zum Teil. Auf junge Leute, die gesund sind und gut verdienen, trifft die Aussage zu. Aber im Alter steigt die PKV an und dann hinkt der Vergleich mit der gesetzlichen Krankenversicherung. Zudem gibt es in der PKV und der GKV zwei komplett unterschiedliche Leistungskataloge und aus diesem Grund lässt sich die Höhe der Prämien nur sehr schwer vergleichen.

2. Wer einen günstigen Tarif wählt, bekommt schlechtere Leistungen

Auch das ist eine der Aussagen über die private Krankenversicherung, die so nicht ganz stimmt. Einige Versicherungen haben mehrere Tarife mit vergleichbaren Tarifen im Angebot. Trotzdem gilt: Die Unterschiede zwischen den einzelnen Prämienmodellen sind zum Teil gravierend. Der Grund dafür ist einfach, denn die Versicherungen berechnen den Betrag nach der Zahl der Krankheitsfälle in einem Tarif. Die Versicherer sind gesetzlich dazu verpflichtet, alle, die in einen anderen Tarif wechseln möchten, eine kostengünstige Alternative anzubieten. Sie sind aber nicht dazu verpflichtet, alle ihre Optionen offen zu legen. Wer einen Wechsel beabsichtigt, ohne Abstriche bei den Leistungen machen zu müssen, der sollte sich von einem unabhängigen Berater informieren lassen. Die Experten kennen alle Regeln, wenn es um die Tarife geht und sie können dabei helfen, das optimale Angebot zu finden.

3. Was der Arzt für notwendig hält, bezahlt die PKV

Muss die PKV alles bezahlen, was der Arzt aus medizinischer Sicht für notwendig hält? Das stimmt nicht, denn die private Krankenversicherung muss grundsätzlich immer nur das übernehmen, was der jeweilige Tarif abdeckt. Selbst wenn die Leistung durch den Tarif abgedeckt ist, prüft die Krankenkasse, ob sie die kompletten Kosten übernimmt. Hier kann es durchaus passieren, dass ein Versicherter auf einer teuren Arztrechnung sitzen bleibt. Wichtig ist es, vor der Behandlung einen Heil- und Kostenplan aufstellen zu lassen und diesen bei der Krankenkasse einzureichen. Nur so gibt es am Ende keine teuren Überraschungen.

4. Die private Krankenversicherung leistet mehr als die gesetzliche Krankenversicherung

Dieses Argument führen die privaten Krankenversicherer gerne ins Feld, wenn es darum geht, sich von der gesetzlichen Krankenversicherung abzugrenzen. Die PKV bietet zusätzliche Leistungen an, allerdings gibt es auch Tarife, in der die PKV weniger an Kosten für eine medizinische Behandlung übernimmt als die GKV. Daher ist es immer eine sehr gute Wahl, sich beim Eintritt in die private Krankenversicherung nicht für einen billigen Tarif zu entscheiden. Zwar kosten Tarife, die mehr Leistungen bieten, auch mehr Geld, aber im Ernstfall muss sich der Versicherte nicht mit einer günstigen Alternative zufriedengeben.

5. Nur Besserverdiener können sich die PKV leisten

So pauschal lässt sich das nicht sagen. Sicher bietet die PKV für junge Leute mit einem guten Einkommen eine attraktive Alternative zur gesetzlichen Krankenversicherung, aber keiner weiß, wie stark die Prämien in der Zukunft steigen. Sind die Prämien „auf Kante genährt“, also sehr knapp kalkuliert, dann leben die Versicherten immer mit der Gefahr von massiven Erhöhungen der Beiträge. Wer sich für die private Krankenversicherung entscheidet, der sollte immer Geld in der Hinterhand haben, falls die Versicherung die Prämien deutlich anhebt. Bei der PKV zählt der gesundheitliche Zustand des Versicherten, mit dem jeweiligen Einkommen hat das sehr wenig zu tun.

6. Nur gravierende Krankheiten muss der Versicherte angeben

Hartnäckig hält sich die Aussage: Wer eine private Krankenversicherung abschließen möchte, muss nur gravierende Krankheiten angeben. Wer in die PKV wechselt, der muss alle Vorerkrankungen der vergangenen zehn Jahren angeben. Alle, die sich nicht sicher sind, welche Krankheiten sie zum Beispiel als Kind hatten, können gegen Gebühr beim Haus- oder Kinderarzt eine Liste zusammenstellen lassen. Um den Versicherungsschutz zu verlieren, reicht es schon, eine Allergie zu verschweigen, die das Leben nicht weiter beeinträchtigt. Vorsicht ist immer bei Beratern geboten, die gerne eine Provision kassieren möchten. Sie raten ihren Kunden gerne zu lückenhaften Angaben bei den Gesundheitsfragen.

7. Kassenpatienten mit Zusatzversicherungen sind so gut versichert wie Privatpatienten

Auch wer gesetzlich krankenversichert ist, kann in einem Einbettzimmer im Krankenhaus liegen und vom Chefarzt persönlich behandelt werden. Schließlich gibt es die entsprechenden Zusatzversicherungen, Patienten erster Klasse sind sie aber trotzdem nicht. Eine zusätzliche Versicherung für den Aufenthalt im Krankenhaus ist vielleicht noch sinnvoll, eine teure Operation zahlt hingegen immer die Kasse. Die einzelnen Tarife miteinander zu vergleichen, ist schwer, da die Leistungskataloge deutlich voneinander abweichen. So hängt zum Beispiel eine Zahnzusatzversicherung immer vom Zustand der Zähne und vom Geldbeutel ab. Wer diszipliniert ist, der legt Geld für einen guten Zahnersatz auf die hohe Kante und das ganz ohne eine zusätzliche Versicherung.

8. Einmal privat versichert, immer privat versichert

Alle, die sich einmal für die PKV entschieden haben, können nie zurück in die gesetzliche Krankenkasse. Das stimmt so nicht, denn eine Rückkehr ist möglich, aber sie ist an Bedingungen geknüpft. Fällt das Einkommen des Versicherten unter die sogenannte Versicherungspflichtgrenze, dann ist eine Rückkehr in die GKV möglich. Muss der Versicherte aber vorübergehend Kurzarbeit machen oder nur Teilzeit arbeiten, dann rechtfertigt das nicht die Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung. Schwierig ist es auch für alle Versicherten, die 55 Jahre oder älter sind. Hier reicht es nicht, wenn das Einkommen unter die Pflichtgrenze fällt.

Fazit

Privat oder doch lieber gesetzlich krankenversichert? Beide Systeme haben ihre Vor- und ihre Nachteile. Während die private Krankenversicherung bei einem entsprechenden Tarif sehr gute Versorgungsleistungen bietet, müssen die gesetzlich Krankenversicherten viele Leistungen dazukaufen. Ein großer Vorteil der GKV besteht aber darin, dass nicht nur ein Familienmitglied, sondern die ganze Familie versichert ist. Bei Familien, die sich für die PKV entscheiden, muss jedes Mitglied einzeln versichert werden, was je nach Größe der Familie sehr teuer sein kann.

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Ulrike