Einkünfte im Alter – Frauen bekommen nur halb so viel wie Männer
Dass Frauen weniger verdienen als Männer, obwohl sie den gleichen Job machen, das ist bekannt. Ungerecht bleibt es auch im Alter, wenn es um die Einkünfte im Alter geht, hier bekommen Frauen nur rund halb so viel wie Männer. Altersarmut trifft also doppelt so oft Frauen als Männer und das nur, weil Frauen sich nicht so auf die Arbeit konzentrieren können wie Männer. Frauen müssen sich zusätzlich um die Erziehung der Kinder kümmern und immer häufiger sind sie auch an der Pflege von Angehörigen beteiligt.
Eine neue Studie
Eine Expertenstudie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung kam zu dem Ergebnis, dass es zwischen der Altersvorsorge bei Männern und Frauen in Deutschland einen mehr als großen Unterschied gibt. Die Einkünfte im Alter sind bei den Männern doppelt so hoch wie bei den Frauen und das ist schon etwas länger der Fall. Für die aktuelle Studie haben die Experten die Zahlen aus dem Jahre 2015 ausgewertet und zusätzlich die Zahlen der Deutschen Rentenversicherung hinzugezogen. Eine wichtige Informationsquelle für die neue Studie war auch das sogenannte SOEP, das Sozio-oekonomische Panel. Hierfür werden in regelmäßigem Rhythmus immer wieder 30.000 Menschen befragt. Bei der SOEP liegt der Schwerpunkt nicht alleine auf der Frage, wie die Geschlechter bei der gesetzlichen Rentenzahlung abschneiden. Eine entscheidende Rolle spielt auch die private und die betriebliche Altersvorsorge.
Ein erschreckendes Ergebnis
Die Einkünfte im Alter ruhen in Deutschland auf drei Säulen:
- Die gesetzliche Rente
- Die betriebliche Rente
- Die private Rente
Bei allen drei Säulen schneiden Frauen deutlich schlechter ab als Männer. In der „Gender Pension Gap“, die das Einkommen der Geschlechter im Alter definiert, liegt die Lücke bei erschreckenden 53 Prozent netto. Was besonders peinlich ist, im internationalen Vergleich ist das Abschneiden von Deutschland mehr als nur bescheiden. 35 OECD-Staaten wurden untersucht, unter anderem Mexiko, Chile und die Türkei. Bei der „Gender Pension Gap“ hat nur das kleine Luxemburg noch schlechter abgeschnitten als die Bundesrepublik.
Wie kommt es zu den großen Unterschieden?
Besonders Frauen in den alten Bundesländern müssen mit den großen Unterschieden bei den Einkünften im Alter leben. Diese Frauen waren seltener berufsfähig als Männer, denn noch bis weit in die 1970er Jahre war der Alleinernährer-Haushalt das Lebensbild in vielen Familien. Die Männer verdienten alleine das Geld und die Frauen blieben zu Hause und und haben sich um den Haushalt und um die Kinder gekümmert. Im Osten Deutschlands, in den neuen Bundesländern, sieht es etwas anders aus. In der ehemaligen DDR waren sehr viel mehr Frauen berufstätig als in Westdeutschland. Daher ist die „Gender Pension Gap“ hier auch um 28 Prozent niedriger als in den westlichen Bundesländern, wo sie bei 59 Prozent liegt.
Das große Problem: Die Betriebsrenten
Ein großes Problem stellen die betrieblichen Renten dar. Frauen bekommen hier im Schnitt eine Rente von 240,- Euro pro Monat, Männer hingegen erhalten durchschnittlich 593,- Euro. Das ist ein Unterschied von fast 60 Prozent. Dazu kommt, dass nur sieben Prozent der Frauen in Deutschland überhaupt ein Anrecht auf eine betriebliche Rente haben, bei den Männern sind es 26 Prozent. Etwas besser sieht es hingegen im öffentlichen Dienst aus. Hier haben zwölf Prozent der weiblichen und nur zehn Prozent der männlichen Rentner eine zusätzliche Rente und damit mehr Geld im Alter. Leider werden auch im öffentlichen Dienst die Herren bevorzugt, denn sie bekommen deutlich mehr Geld als die Damen, die im Durchschnitt 234,- Euro bekommen.
Frauen verdienen weniger
Während Frauen bei der gesetzlichen Rente zu kurz kommen, weil sie weniger gearbeitet haben als Männer, sind sie bei der Betriebsrente aufgrund der niedrigeren Löhne benachteiligt. Frauen arbeiten weitaus häufiger im Niedriglohnsektor als Männer. Mehr als sechs von zehn Arbeitnehmern, die einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen, sind Frauen. Fast 70 Prozent der Frauen sind im Niedriglohn-Sektor beschäftigt und das heißt, sie haben traditionell weniger Ansprüche auf eine betriebliche Rente. Da sich nach Ansicht von Arbeitsmarktexperten an der ungerechten Verteilung nicht allzu viel ändern wird, sind zukünftig noch sehr viel mehr Frauen von Armut im Alter bedroht als das heute bereits der Fall ist.
Die wichtigste Säule der Altersvorsorge
Die gesetzliche Rente war, ist und bleibt die wichtigste Säule, wenn es um die Einkünfte im Alter geht. Hier klafft die Lücke zwischen Männern und Frauen besonders weit auseinander. 2015 betrug die gesetzliche Rente bei Männer im Schnitt 1154 Euro, bei Frauen waren es aber nur 634,- Euro. Die Differenz beträgt 45 Prozent, aber durch die Anrechnung der Zeiten, in denen die Kinder erzogen wurden, gibt es zugunsten der Frauen einen sozialen Ausgleich.
Die Unterschiede bei den privaten Renten
Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es auch bei der privaten Rente, wie zum Beispiel bei der Riester-Rente. Die monatlichen Leistungen aus den Privatrenten belaufen sich bei Männern im Schnitt auf 485,- Euro, während sich Frauen mit 311,- Euro zufriedengeben müssen. Die höheren Zahlungen bekommen Männer. 13 Prozent der Herren, aber nur zwei Prozent der Damen erhalten jeden Monat 1000 Euro oder sogar noch mehr aus einer privaten Rente. Zu bedenken ist dabei jedoch, dass nur ein sehr kleiner Teil (zwei Prozent) der Frauen eine laufende Rente aus einer der privaten Renten wie der Riester-Rente bezieht. Nur fünf Prozent der Frauen ab den 55. Lebensjahr erhält eine einmalige Leistung aus einer Lebensversicherung. In der Regel handelt es sich dabei um alleinstehende Frauen, die früh eine Lebensversicherung abgeschlossen haben. In den meisten Fällen haben bei den Ehepaaren die Männer eine Lebensversicherung abgeschlossen. Was allerdings positiv ist, Frauen bekommen bei der Riester-Rente eine höhere Zulage vom Staat als Männer.
Fazit
Von Jahr zu Jahr nimmt der Abstand bei den Einkommen im Alter der Männer ein wenig ab, da immer mehr Frauen einem Beruf nachgehen. Die Differenz sinkt aber auch deshalb, weil die Einkünfte der Männer im Alter weiter zurückgehen. Bis Männer und Frauen bei den Einnahmen im Alter völlig gleichgestellt sind, wird noch sehr viel Zeit vergehen. Selbst wenn diejenigen, die heute 25 Jahre alt sind, mit 65 Jahren in Rente gehen, wird aller Voraussicht nach noch immer eine Lücke von circa 24 Prozent zwischen den Alterseinkünften der Geschlechter klaffen.
Bild: @ depositphotos.com / Jeanette.Dietl
- Eine Versicherung für Kryptowährungen – sinnvoll oder nicht? - 3. September 2024
- Die passende Versicherung für das Balkonkraftwerk - 3. September 2024
- Wann werden die Kosten für eine Sterilisation von der Krankenkasse übernommen? - 3. September 2024